1. Einleitung
Die Identität der Ta 152 im NASM bietet sei geraumer Zeit einigen Spielraum für Diskussionen unter Fachleuten und Enthusiasten. Dabei stellt sich die Frage nach der korrekten Werknummer dieser Maschine und es kommen hier zwei Werknummern in Frage – die 150010 und die 150020. In diesem Artikel soll auf die technischen Besonderheiten und Merkmale eingegangen werden, um möglicherweise etwas mehr Klarheit zu schaffen.
Beginnen wir an dieser Stelle mit der aktuellen Aussage des NASM (Quelle: https://airandspace.si.edu/collection-objects/focke-wulf-ta-152-h-0r11) welches die Werknummer 020 zuordnet:
„(…) Definitive information about the NASM Ta 152 has always been lacking but research conducted late in 1998 may have revealed the airplane’s true identity as Werk-Nummer (serial number) 150020, not 150003 or ‚010 as widely reported. (…)“
Forschungen des NASM im Jahr 1998 haben ergeben dass die Identität des Flugzeugs die Werknummer 150020 sein könnte und nicht die 150003 oder 150010. Dem Museum zufolge ist die Maschine aus einem Werk in Cottbus. Diese Vermutung des NASM basiert auf einem Typenschild welches im Hinteren Teil des Rumpfes gefunden wurde und eine „Werk Nr. 0020“ eingeschlagen hat. Diese Nummer 0020 in Verbindung mit dem Hersteller „N.A.Z“ welcher als „naz“ für die Firma Focke-Wulf Flugzeugbau GmbH Bremen, Werk Cottbus steht, führt zur Annahme dass es sich auch um die Werknummer 020 des gesamten Flugzeugs handeln könnte. Bei diesem Schild handelt es sich jedoch nicht um das Typenschild zur Identität des Flugzeugs selbst, sondern um ein Typenschild einer Baugruppe.
2. Die Möglichen Werknummern aus Cottbus
- 150003: Kennzeichen CW+CC, Ta 152 H ab 11. Dezember 1944 in Rechlin, Umbau in Rechlin auf Holzleitwerk, möglicherweise durch die Engländer erbeutet, weiterer verbleib unklar (Hermann, S.109)
- 150010: Kennzeichen CW+CJ, Erprobung in Rechlin, Maschine mit Holzleitwerk, Nach dem Krieg in die USA überführt lt. Hermann (S.109)
- 150020: Kennzeichen CW+CT, Probeflug in Neuhausen
Quelle: Dietmar Hermann, Focke-Wulf Ta 152 Der Weg zum Höhenjäger, Aviatic Verlag 1998, S.110-114, Übersicht der Serienmaschinen aus Cottbus, Werknummernübersicht.
Zu Beginn der Produktion in Cottbus (vgl. Hermann, S.110) wurden Ta 152 H-0 ohne Flächentanks, GM-1 und MW 50 gebaut. Die Werknummern ab 150001 sind dabei H-0 und ab 150018 H-1 Varianten (Quelle: Manfred Griehl, Joachim Dressel: Focke-Wulf FW 190/Ta 152, Motorbuchverlag,1997, S. 258). Auch hier findet sich ein Hinweis auf die 150010 aus Cottbus. Damit ergibt sich aus beiden Quellen, dass die sowohl die 150010 als auch die 020 aus dem Werk Cottbus stammen. Anhand der Reihenfolge der Werknummern lassen sich die 150010 und die 150020 auch den Baumustern zuordnen:
- 150003: Ta 152 H-0
- 150010: Ta 152 H-0
- 150020: Ta 152 H-1
3. Technische Merkmale und Ausrüstung
Lässt man die Werknummer außer Acht, so bleiben zwei Möglichkeiten für die NASM Maschine. Erstens – es handelt sich um eine H-0 oder zweitens eine H-1. Schaut man sich nun die Ausrüstung der NASM Maschine an, so stellt man folgende Dinge fest:
- Die Maschine ist mit einem Holzleitwerk ausgerüstet.
- Hinter dem FT Raum ist ein Reichweitenbehälter verbaut.
- Im Cockpit ist ein Reviträger der Baureihe H-0 verbaut.
- Im Hauptgerätebrett sitzt der kleine Führertochterkompass Fl.23334.
Im folgenden sollen nun die einzelnen Punkte näher betrachtet werden.
4. Das Holzleitwerk
Sowohl die 150003 als auch die 150010 sind mit einem Holzleitwerk ausgerüstet, was sich auch bei der NASM Maschine findet. Über ein eventuelles Holzleitwerk der 15020 liegen keine Informationen vor.
Bild: NASM, Richard von Lutz
5. Der Reichweitenbehälter
Laut den Produktionsunterlagen von Focke-Wulf Cottbus, sollten die Ta 152 H-0 ohne GM-1 und MW 50 Sonderkraftstoffanlagen ausgerüstet werden. Anstelle dessen war ein Reichweitenbehälter vorgesehen, welcher sich hinter dem FT-Raum befindet und auch in der NASM Maschine verbaut ist.
6. Die Reviträger
Ein weiterer wichtiger Hinweis auf die Baureihe H-0 ist der Reviträger (im Bild rechts oben nebem dem AFN2). Dieser ist bei der Ta 152 im NASM klar als einer der H-0 Variante zu erkennen. Mehr dazu hier: Reviträger für Baureihe H-0 und H-1
7. Zusammenfassung
Die oben aufgeführten Indizien lassen den Schluss zu, dass es sich bei der NASM Maschine mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine H-0 handeln könnte. Dafür sprechen besonders der Reviträger sowie der Reichweitenbehälter.
Damit wäre die Werknummer 020 ausgeschlossen und es bleiben nur noch die 003 sowie 010. Nimmt man an, dass die 003 in England verblieben ist, dann könnte es sich bei der NASM Maschine um die 150010 handeln. Ein Beweis ist dies jedoch noch nicht, solange kein eindeutiges Typenschild gefunden wurde.